Begrifflichkeit

Die Dehnbarkeit des Leders bezeichnet, wie stark ein Leder gestreckt werden kann.

Wie dehnbar ein Lederprodukt letztendlich sein wird, hängt von einigen Faktoren ab. Zunächst einmal ist die Dehnbarkeit einer Haut, die später zu Leder verarbeitet wird, abhängig von der Gerbart. Häute, die chromgegerbt werden, sind dehnbarer als nach der >vegetabilen Gerbung<, wobei unabhängig ist, ob es sich um eine Fass- oder Grubengerbung oder um eine gemischte Gerbung handelt. Glace´leder und Sämischleder sind noch dehnbarer als chromgegerbtes Leder. Je nachdem welches Lederprodukt entstehen soll, ist dies ein wichtiger Punkt, den es zu beachten gilt. Gürtel beispielsweise müssen und sollen nicht so dehnbar sein, wie Lederhandschuhe.

Weitere Faktoren der Dehnbarkeit

Das verwendete Rohmaterial ist hinsichtlich der Dehnbarkeit ein sehr wichtiger Faktor. Ziegenleder dehnt sich aufgrund des eher lockeren Gefüges des Ziegenfelles bei derselben Belastung und der gleichen Gerbart stärker aus als Kalbsleder.

Neben dem verwendeten Rohmaterial ist auch die Lederfaserstruktur sehr wichtig für die Dehnbarkeit und hängt von vielen Faktoren ab. Einerseits liegt es am Alter des Tieres. Bei älteren Kühen ist die Haut aufgrund der jahrelangen Milchproduktion lockerer und dehnbarer als im Vergleich zu jungen Bullen. Zudem ist die zu nutzende Hautpartie ein weiterer Faktor für die Dehnbarkeit: Auch hier gibt es Bereiche, die von vornherein über eine besonders hohe Dehnbarkeit von 100% verfügen und andere, die zum Beispiel zwischen 75 und 100% liegen.

Auch die anderen Verarbeitungsprozesse von der Haut zum Lederprodukt sorgen dafür, dass der Lederhersteller Einfluss auf die Dehnbarkeit nehmen kann. Die geäscherte, entkalkte und noch mehr die gebeizte Haut erfahren durch diese Vorgänge eine Auflockerung des Fasergefüges. Auch Zwischensubstanzen werden herausgelöst, was die Dehnbarkeit verstärkt.

Einen weiteren Einfluss auf die Dehnbarkeit kann mithilfe der Fettung genommen werden. Bis zu einem bestimmten Punkt nimmt die Dehnfähigkeit mit der Höhe des Fettgehaltes zu. Zudem ist die Dehnbarkeit auch bei einem niedrigen Schmelzpunkt des Fettes höher.

Ist das Leder sehr feucht, ist es weniger elastisch als trockenes Leder.

Leder besteht zudem aus verschiedenen Schichten, die über eine andere Dehnbarkeit verfügen als das ungespaltene Leder: Bei dem Narbenspalt ist die Dehnbarkeit größer als bei dem Fleischspalt. Bei beiden Lederschichten ist die prozentuale Dehnung dafür geringer als bei ungespaltenem Leder.

Wie funktioniert das Äschern?

Durch den Prozess des >Äscherns< können die späteren Eigenschaften des Leders maßgeblich beeinflusst werden. Ist es gewünscht, dass das Leder sehr weich werden soll, so muss die Faserstruktur der Haut stark aufgeschlossen werden, was durch langes Äschern erzielt werden kann. Wird ein sehr stabiles und belastbares Leder, wie zum Beispiel bei Schuhsohlen, benötigt, so wird kurz geäschert.

Heutzutage wird weniger tagelang mit Holzasche geäschert, sondern überwiegend mit dem für das Abwasser umweltschädliche Calciumhydroxid und Natriumsulfit. Diese müssen anschließend mit betriebseigenen Klärwerken aufbereitet werden, um eine Schädigung der Umwelt zu vermeiden. In Schwellen- und Entwicklungsländern wird die von Vornherein umweltschonendere, aber arbeitsaufwendigere Methode genutzt, die aus einer Lösung mit Kalkhydrat, Schwefelnatrium und verschiedenen Enzymen im Wasser besteht. Das Äschern kann heutzutage innerhalb von 24 Stunden abgeschlossen sein.

Die Aufgaben des Äscherns sind zwar immer dieselben, können allerdings je nach genutzter Rohhaut und Struktur unterschiedlich stattfinden, wodurch das Äschern auf die jeweilige Haut abgestimmt sein muss. Hinzu kommen die gewünschten Ledereigenschaften, die entstehen sollen. Dies sind nur einige Beispiele, die es zu beachten gilt. Aufgrund dieser zu beachtenden Aspekte, existieren verschiedene Arbeitsweisen zu diesem Arbeitsprozess.

Der Äscherprozess in zwei Gruppen

Die verschiedenen Arbeitsweisen können in zwei Gruppen eingeteilt werden: Der haarzerstörende Äscher (Versulzung) und der haarerhaltende Äscher.
Die Arbeitsweisen des haarzerstörenden Äschers können für alle Lederarten eingesetzt werden. Nachdem das Weichwasser abgelassen wird, wird neues und frisches Wasser zu den Häuten gegeben, welche mit den Äscherchemikalien versetzt werden. Anschließend wird das Äschergefäß in Bewegung gesetzt, damit eine gute Flüssigkeitsdurchmischung bei den Häuten stattfinden kann und alle Häute mit der Flüssigkeit versehen werden. Nach dem Äschern wird die Flüssigkeit abgelassen. Nur wenige Stunden später sollten alle Haare zerstört oder leicht zu entfernen sein. Auf der Narbenseite der sogenannten >Blöße< sollten keine Haare mehr vorhanden sein.

Wird die Arbeitsweise des haarerhaltenden Äschers betrachtet, fällt auf, dass es sich um dieselbe Arbeitsweise wie bei dem haarzerstörenden Äscher handelt. Der grundlegendste Unterschied liegt allerdings in der Konzentration der Äscherchemikalie im Vergleich zu dem haarzerstörenden Äscher.

Die Enzymenthaarung ist zudem eine weitere Arbeitsweise des haarerhaltenden Äschers, bei denen speziell wirkende Enzymprodukte eingesetzt werden. Diese Enzyme greifen den für die schonende Haarablösung relevanten Bereich der Oberhaut an. Regulär erfolgt nach einem Enzymäscher der Kalkweißäscher an, um die gewünschte Ledereigenschaft schlussendlich erhalten zu können.